Tsipras und Gabriel fordern "Ende der Sparpolitik"
Europas Linke will den Brexit für einen Kurswechsel nutzen: weg vom Sparen, hin zu mehr Wachstum. So formulierte es SPD-Chef Sigmar Gabriel bei einem Besuch in Athen.
Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras und Vizekanzler Sigmar Gabriel haben unter dem Eindruck des Brexit-Votums ein Ende der reinen EU-Sparpolitik gefordert. Auf einem Treffen mit Gabriel in Athen sagte der linke Regierungschef von der Syriza-Partei, die Entscheidung der Briten für einen EU-Austritt sei ein "Weckruf": "Die Austeritätspolitikmuss ersetzt werden, Wachstum und Arbeitslosigkeit gehören auf die Agenda."
SPD-Chef Gabriel sagte, Europa müsse in der aktuellen Lage seine Spaltung überwinden: "Zwischen denen, denen es gut geht wie Deutschland, und denen, die Schwierigkeiten haben wie Griechenlandund Südeuropa." Auf die Frage, ob Tsipras und er gemeinsam ein Antiausteritätsbündnis schmieden, erwiderte Gabriel, es gehe um die Ergänzung des europäischen Fiskalpaktes um Investitionen in Wachstum und Arbeit. "Es reicht nicht aus zu sagen, spart an Löhnen, Renten und Sozialversicherungsbeiträgen, aber wir tun nichts dafür, dass in dem Land wieder Wachstum und Beschäftigung entsteht."
In Griechenland sieht es um die Konjunktur nach wie vor nicht gut aus. Ausländische Investoren sind zurückhaltend, Stütze der Wirtschaft ist der boomende Tourismus. Mitte Juni hatte der Euro-Rettungsfonds ESM die Auszahlung einer Kreditrate von 7,5 Milliarden Euro für Griechenland aus dem dritten Hilfsprogramm freigegeben. Europäer und der Internationale Währungsfonds (IWF) haben seit Mai 2010 bisher rund 237 Milliarden Euro an Hilfskrediten an Athen ausgezahlt – unter harten Auflagen.