KRETA: MUSEUM FÜR DIE SCHÄTZE DES ANTIKEN ELEUTHERNA
Orthi Petra ist eine der bedeutendsten Nekropolen Griechenlands. Die archäologische Stätte auf Kreta, gut 25 Kilometer von Rethymnon entfernt, illustriert die Geschichte des antiken Stadtstaates Eleutherna. Der Archäologe Nicholas Stampolidis von der Universität Kreta leitet die Ausgrabungsarbeiten, die hier seit gut 30 Jahren durchgeführt werden.
Nicholas Stampolidis: “Die Nekropole ist bis heute eine der bedeutendsten ihrer Art aus dieser Epoche. Sie illustriert die Verse der von Homer überlieferten Ilias. Die Beschreibung des Scheiterhaufens von Patroklos entspricht genau dem, was wir auf dem Friedhof von Orthi Petra wiederfinden. Hier wird Geschichte sichtbar.
Bestaunen kann man die Schätze der antiken Stadt in einem nagelneuen Museum, das gerade seine Türen geöffnet hat. Die Bandbreite der Exponate reicht von 3000 vor Christus bis in das byzantinische Zeitalter. Das Museum verfügt über eine reichhaltige Sammlung, Alltagsgegenstände und Kunstwerke. Euronews-Reporter Iorgos Mitropoulos besuchte die Stätte anlässlich seiner Eröffnung: “Die Funde von Orthi Petra sind einmalig und beeindruckend. Darunter befindet sich ein Kenotaph aus dem Jahr 670 vor Christus, das erste Ehrengrab für einen unbekannten Soldaten in der europäischen Geschichte.”
Zu den bedeutendsten Funden zählt mit Sicherheit eine Grabkammer mit vier Frauenkörpern, die 700 vor Christus zusammen bestattet wurden, berichtet Nicholas Stampolidis. “Eine dieser Frauen wurde sitzend begraben, sie war 72 Jahre alt und vermutlich eine Priesterin. Bei den drei anderen deutlich jüngeren Frauen handelte es sich um Aristokratinnen, die mit kostbaren Grabbeigaben bestattet wurden, Ton- und Bronzegefäßen, Goldschmuck und anderen Kunstobjekten.”
Ein sensationeller Fund ist die sogenannte Kore von Eleutherna, eine zierliche Frauenskulptur und offenbar die Schwester der im Pariser Louvre ausgestelltenKore von Auxerre, beide sind aus dem Kalkstein von Eleutherna gefertigt. Alain Pasquier, ehemals Chefkonservator am Louvre ist bereit, die Geschichte umzuschreiben.
Alain Pasquier: “Für mich als Konservator des Louvre, wenn auch inzwischen im Ruhestand, der 34 Jahre mit der Kore von Auxerre gelebt hat, ist heute sicher, dass es sich um die Kore von Eleutherna handelt. Und das ist ein bewegender Moment.”
Eröffnet wurde der hochmoderne Museumsbau am 19. Juni in Anwesenheit des griechischen Staatspräsidenten. Das Museum mit Blick auf das Idagebirge ist das erste direkt auf einer archäologischen Fundstätte gebaute in Kreta. Es zeigt die ganze zivilisatorische Bandbreite einer Metropole Kretas von der Vor- und Frühgeschichte an.